Am Freitag spielte und am Sonntag wird die Theatergruppe Grenzgänger ihr Stück „Die fetten Jahre Werthers“ noch einmal spielen. Doch was soll das heißen – „Die fetten Jahre Werthers“?
Das Stück handelt von einer revolutionären Gruppe Studenten. Sie prangert an, dass die Reichen immer reicher werden, während für die Armut in anderen Ländern keine Abhilfe geschaffen wird. Jule, Lotte und ihr Freund Freddy versuchen, die Menschen wachzurütteln, indem sie die Leute in einem Kaufhaus ganz direkt darauf ansprechen, unter welchen Umständen ihre Kleidung hergestellt wird. Doch Lotte und Jule unternehmen noch mehr, sie brechen in die Villen der Reichen ein. Dabei lassen sie jedoch nie etwas mitgehen, sondern bringen die Einrichtung durcheinander, sodass die Besitzer des Hauses einen Schreck bekommen. Bei jeder Aktion hinterlassen Jule und Lotte eine Botschaft, die sie mit „Die Erziehungsberechtigten“ unterschreiben.
Freddy ist ziemlich knapp bei Kasse und hat zudem noch einen riesigen Berg Schulden, da er das Auto einer ebensolchen Superreichen (aus Versehen?) zu Schrott gefahren hat. Da er die Miete nicht zahlen kann, wird er aus seiner Wohnung geworfen. Lotte ist in Barcelona, daher hilft Jule ihm beim Ausräumen und Streichen, obwohl es immer so scheint, als könnte sie ihn nicht leiden. Währenddessen erzählt sie Freddy von ihren und Lottes Aktionen. Als er das erfährt, möchte er unbedingt in das Haus einsteigen, in dem die Frau wohnt, deren Rechnung er jetzt am Hals hat. Eigentlich bedarf eine solche Aktion mehr Planung, doch auf Freddys Drängen hin gibt Jule nach und steigt mit ihm dort ein. Dabei erfahren die beiden, dass sie schon lange Gefühle füreinander haben, obwohl Freddy ja mit Lotte zusammen ist. Doch dann tauchen die eigentlich im Urlaub geglaubten Villenbesitzer auf. Die zwei wissen sich keinen anderen Rat, als die zwei k.o. zu schlagen. Doch was nun?
Und was um Himmels willen soll jetzt Werther in dem Stück? Johann Wolfgang von Goethes Werther kritisierte zu seiner Zeit die Menschen. Die Grenzgänger setzen sich über die scheinbaren Grenzen der Zeit hinweg und zeigen, dass das, was Goethe damals schrieb, immer noch aktuell ist. Durch immer wieder im Stück eingestreute Zitate als Kommentar zum Geschehen von Werther wird klar, wie zeitlos Goethes Werk ist.
Das Stück ist sehr gut inszeniert. Es regt zum Nachdenken an, vermittelt das Ganze jedoch gleichzeitig auch in hin und wieder etwas lustiger Art, ohne lächerlich zu werden. Alle Schauspieler sind hochmotiviert und voll bei der Sache, was man dem Stück ohne Zweifel anmerkt. Sie haben Spaß an dem, was sie tun und entführen einen für eine Zeit in das Leben von Lotte, Jule und Freddy.
Wer das Stück noch nicht gesehen hat, sollte es sich unbedingt am Sonntag (17.06.18) um 17 Uhr im Forum anschauen.